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Geschichte der NDW
 
 
Wir schreiben das Jahr 1979. Langweilige Deutsche hören Boney M., Peter Maffay, Village People und "Kreuzberger Nächte". Gelangweilte Deutsche hören Blondie, Talking Heads, Clash, Ultravox oder Sex Pistols. Es wurde höchste Zeit, daß sich in der deutschen Musikszene wieder was bewegt. Jahrelang hatte man hemmungslos Engländer und Amerikaner kopiert. Der einzige deutsche Popstar hieß Udo Lindenberg, das einzig neue war Nina Hagen, alles andere klang wie Schlager oder war kommerziell völlig unbedeutend.
 
   Da sowieso keiner etwas zu verlieren hatte, ließen sich junge und gestandene Musiker nur allzugern von der Punk-Philosophie anstecken: Plötzlich war alles möglich, was die eigene Frechheit erlaubte - und statt mit überladenen-kniffligen Arrangements, zentnerschweren Botschaften um sich zu werfen, machte plötzlich jeder was er wollte. Und was er konnte - und wenn's nur drei Akkorde waren. Eine geradezu revolutionäre Entwicklung im Land der Dichter und Denker. Immer mehr Bands trauten sich in Eigen-Regie Cassetten und Platten aufzunehmen - die Entstehung der Neuen Deutschen Welle. Von Welle konnte 1980 freilich noch nicht die Rede sein, da die meisten Gruppen zunächst darauf angewiesen waren, sich mehr oder weniger selbst zu vermarkten. Ein Effekt, der sich anfangs noch nicht in übermäßigen Verkaufszahlen ausdrückte, der aber schon ein unerwartet großes Publikums-Interesse an den neuen deutschen Tönen signalisierte.
 
   Rein Marketing-technisch war der Begriff Neue Deutsche Welle ein geradezu geniales Etikett, das sich so gut wie jeder Sorte Musik aufkleben ließ. Nur tanzen mußte man dazu können und der Text hatte deutsch zu sein. Das Deutsch aus Jugendheimen, Szene-Kneipen, Fußgängerzonen und Discos. Reimen war erlaubt, aber nicht unbedingt angesagt, Satzbau und Grammatik waren wurscht. Selbst DJ's, die bisher nicht im Traum daran gedacht hatten, deutschsprachige Produktionen aufzulegen spielten 1981 Ideal, Extrabreit, Fehlfarben, Rheingold, Neonbabies, Joachim Witt, Grauzone und DAF. "Laut", "schrill" und "irre fetzig" fanden auch Bravo & Co. die neue deutsche Musik; und mit dem massiven Einsteigen der Teeny-Zeitschriften auf den neuen Trend sank nicht nur das Durchschnittsalter der Fans, es sanken auch die Ansprüche.
 
   1982 bescherte uns ein eine Flut frech-fröhlicher Mitsing-Liedchen von und mit Markus, Andreas Dorau, Nena, Hubert Kah, Frl. Menke und UKW. Maskerade und Klamotten wurden ebenso wichtig wie die Musik und Text.
 
   Aber: Nicht die Musiker hatten die Neue Deutsche Welle zur Bewegung und zu dem neuen Ding hochstilisiert, sondern Industrie und Medien. Gründlich wie die Deutschen nun mal sind, taten sie allerdings zuviel des Guten, und schon Ende 1982 meldete der Markt erste Übersättigungs-Erscheinungen. Die Verkäufe gingen zurück, das Ende war abzusehen. Irgendwann kam das Publikum zu dem Schluß, daß die ganze NDW Schrott sei, und hörte - wenn überhaupt deutsch - lieber wieder Leute wie Grönemeyer, Kunze oder BAP. Nena und Trio waren die beiden Schlußstriche, die spätestens Ende 1984 unter die Neue Deutsche Welle gezogen wurden. Genauso über Nacht wie die meisten NDW-Karrieren begonnen hatten, waren sie auch wieder vorbei.
 
 
Andy Dönicke (Radio Megahertz)
   

 
 

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