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Im heutigen Gespräch erfahren wir einiges von Peter Hubert,
der Anfang der 80er Jahre Frontmann
der beliebten Kapelle UKW ("Ich will", "Sommersprossen") war.

 
 

IWS-Team: Hallo Peter! Alles klar bei Dir? Was machst Du denn gerade?

Peter Hubert: Ich sitze in meinem Büro und arbeite als Musikverleger, Produzent und bald auch als Labelinhaber!

IWS-Team: Holen wir mal weit aus, vor der Erfolgsgeschichte "UKW" hast Du in einer Kapelle namens "Mighty Little & The Earthshakers" gespielt - was war das für eine Formation und was habt ihr für Musik gemacht?

Peter Hubert: Das war eine "fast Bigband" mit 12 Mitgliedern. Wir haben in erster Linie Zappa-Titel mit deutschen Texten gespielt, dazu eigene Sachen und das alles in eine durchgehende Show gepackt.

IWS-Team: Ende der 70er Jahre kam mit dem New Wave/Punk aus Amerika endlich Bewegung in die eingeschlafene deutsche Musik-Szene. In Berlin als eine der Hochburgen starteten die Gruppen KFC, die Neonbabies u.v.a. mit deutschsprachigen Wave - wie hast Du das in Berlin mitbekommen.

Peter Hubert: Ich habe ja die ganze Zeit schon deutschsprachige Musik gemacht und so haben wir zeitgleich unsere Sachen gemacht. Andere Bands hatten nur früher einen Plattenvertrag und sind dadurch auch früher an eine größere Öffentlichkeit getreten. Außerdem gab es einen regen Austausch mit anderen Musikern.

IWS-Team: 1979 ging es bereits mit UKW los. Da konnte noch keiner mit dem Riesenerfolg der "Neuen Deutschen Welle" rechnen. Wie kam es zu dieser Formation und der Idee es mit deutschen Texten zu versuchen. Wer waren Deine Weggefährten?

Peter Hubert: Wie schon erwähnt, deutsche Texte waren damals für mich schon länger selbstverständlich. Also nix mit "Trend" oder "Welle" mitmachen! Ich fand damals auch die US-Bands klasse und habe das dann auf Deutsch gemacht. Die Bandmitglieder der ersten Besetzung waren aus meinem "Kiez-Umfeld" in Berlin. Bei der zweiten und dann bekannten UKW Besetzung waren auch Musiker aus anderen Berliner Ecken dabei.

IWS-Team: Dann ging ja alles rasend schnell - nach dem Sieg bei dem Berliner Wettbewerb "Berlin Rock News" hattet ihr die Chance Eure erste Single "Bleib doch bei mir" aufzunehmen. Wie ging es dann weiter?

Peter Hubert: Ich bin mit unseren Demos - auf Empfehlung eines befreundeten Musikers - zu unserer späteren Managerin gegangen, weil wir jemanden suchten, der für uns Auftritte buchen konnte, da ich dafür kaum Zeit hatte. Tagsüber arbeiten, abends Proben und am Wochenende Titel schreiben. Komisch, wo blieb da Zeit für meine Freundin???

IWS-Team: Mit dem Plattenriesen Teldec im Rücken schossen die nächste SL "Sommersprossen" und das dazugehörige Album "Ultrakurzwelle" April/Mai 1982 in die Charts. Plötzlich wart ihr eine der angesagtesten Kapellen in Deutschland - ich sage nur "Bravo" und "Goldener NDW Sonder-Otto". Der Traum jedes Musikers ging in Erfüllung! Die NDW eroberte Deutschland - und UKW mittendrin. Zur richtigen Zeit die richtige Musik - wie siehst Du diesen Erfolg im Nachhinein?

Peter Hubert: Kritisch! Er kam zu schnell, wir waren nicht drauf vorbereitet und auch noch nicht reif dafür, sowohl musikalisch, als auch persönlich.

IWS-Team: Weiter ging es mit den Top-20 Hit "Ich will" und "Hey Matrosen" (Höchstposition 67) - aber schon die zweite LP "Alles klar" lief schon nicht mehr so gut. Wie ging es innerhalb der Gruppe weiter. Peer Gerlach verliess dann Mitte 83 die Kapelle.

Peter Hubert: Hat sich mit meiner Antwort auf die vorherige Frage eigentlich schon beantwortet. Wir sind alle mit der Situation nicht richtig klar gekommen. Zudem fehlte uns das professionelle Umfeld.

IWS-Team: Schon im September 1983 gebt ihr plötzlich Eure Trennung bekannt. Was war passiert.

Peter Hubert: Nach dem Ausstieg von Peer Gerlach ist dann auch Thomas Schütze (Schlagzeuger) ausgestiegen und dann haben wir Restlichen uns nach einiger Überlegung entschlossen, getrennte Wege zu gehen. Das war sicher ein Fehler, da wir ja trotz der nicht so erfolgreichen "Alles klar" LP hätten weiter machen können, mit Plattenvertrag in der Tasche etc. .

IWS-Team: Nach der Trennung hast Du erst mal als Solo-Künstler weitergemacht. 1984 erschien die SL "Jetzt oder nie" - wer waren Deine musikalischen Begleiter und wie kam es zu dieser Veröffentlichung.

Peter Hubert: Ich habe die Single als Demo im Alleingang gemacht und dann haben wir als Produzenten Mack (z.B. Queen und Freddy Mercury) und Lothar Meid (Westerhagen) gewinnen können. Die Teldec hat dann diese
Single eingekauft.

IWS-Team: Ganz nach dem Titel der SL "Jetzt oder nie" sah es dann nach dem "nie" aus. Deine Solo-Ambitionen hast Du vorerst nicht mehr weiter verfolgt. Musikalisch wurde es ruhig um Dich. Was hast Du diese Zeit über so gemacht?

Peter Hubert: Ich hatte schon zu UKW-Zeiten mit zwei Partnern einen Musikverlag gegründet und habe mich nach dem "großen Erfolg" der Single und der fehlenden Unterstützung durch die Teldec weiter zu machen, mehr und mehr um den Verlag gekümmert, allerdings auch weiter Titel geschrieben und aufgenommen, nur wollte die keine Firma haben. Deutsch war damals nicht gerade angesagt.

IWS-Team: Deine ehemaligen Bandkollegen waren ja auch noch weiter im Musikgeschäft - Andreas Koch war später bei Kim Merz und Andreas Schwarz landete sogar noch mit "Tho Other Ones" den Sommerhit 87 "Another Holiday". Hast Du das noch weiter verfolgt?

Peter Hubert: Ja natürlich! Wir haben uns ja nicht im Streit getrennt und hatten immer noch Kontakt.

IWS-Team: An eine Re-Union von UKW wurde die ganzen Jahre nie gedacht? Gerade Anfang der 90er, als die "NDW" plötzlich wieder ein Revival erlebte wäre doch der ideale Zeitpunkt gewesen.

Peter Hubert: Kommt und kam für mich überhaupt nicht in Betracht. Und für einige der anderen sicher auch nicht.

IWS-Team: So 1990 hast Du dann einen Musikverlag in Berlin gegründet. Mit "Sash!" hast Du auch ein ziemlich erfolgreiches Dance-Projekt in Deinem Verlag. Erzähl uns mal mehr davon.

Peter Hubert: Dieser Verlag hat seinen Sitz in Köln nicht in Berlin, aber ich habe mich von meinem Partner nie überreden lassen nach Köln zu kommen, da ich mich in Berlin sehr, sehr wohl fühle! Außerdem bin ich geborener Düsseldorfer, dat geht ja nun gar nicht...... schon allein wegen dem Bier....... ! (Kleiner Scherz: Kölsch schmeckt mir auch sehr gut, ich darf das nur meiner Familie in Düsseldorf nicht erzählen, die sorgen sofort für die Aberkennung der Bürgerrechte.....!) SASH! war eines der ersten Projekte, welches auf dem Label meines Partners veröffentlicht wurde und wir haben den Act die ganze Zeit verlaglich betreut. Ca. 15 Millionen verkaufte Tonträger weltweit sind schon ein fantastisches Ergebnis für eine so kleine Firma. Allein in England hatte SASH! zehn "Top10" Hits!!!

IWS-Team: Du bist dann ja auch wieder auf NDW-Konzerten als "die Stimme von UKW" aufgetreten. Hatte es rechtliche Gründe, das Du nicht als "UKW" auftreten konntest? Wie kam es zu diesem "Comeback"?

Peter Hubert: Nein. Keine rechtlichen Gründe. Ich fand es nur immer fairer dem Publikum gegenüber, nicht als
UKW aufzutreten, da wir ja mal 5 Bandmitglieder waren. Übrigens ist Markus schuld! Er hat mich 93/94 angerufen und gefragt, ob ich nicht wieder auftreten will.

IWS-Team: Als "Huppertz" veröffentlichst Du dann ab 1994 einige Titel, so der interessante 94er Remix von "Sommersprossen" und weitere alte "UKW"-Titel im neuen Gewand. Und schon kam der nächste Stempel der Industrie: "Neuer Deutsche Dancefloor" und genau so schnell wie der sogenannte "NDD" kam, war er, abgesehen von einigen Hits wie "Herz an Herz" von Blümchen oder "Computerliebe" von Das Modul, wieder verschwunden.

Peter Hubert: Ich habe auf Wunsch von Polydor/Universal für diverse Sampler einige alte UKW-Titel neu produziert. Aber ich war mir sicher, dass das nichts Bleibendes wird. Wie übrigens die fast die gesamte sogenannte Dance-Musik der 90er.

IWS-Team: 1996 dann der Versuch mit der Maxi "So verliebt" ein Comeback zu starten, eine interessante Maxi mit 6 neuen Titeln - letztendlich wurde dieser Tonträger gar nicht offiziell veröffentlicht. Was waren die Gründe dafür?

Peter Hubert: Es war für mich kein ernsthafter Comeback-Versuch, sondern ich hatte Lust mal wieder Musik zu machen und diese auch auf die Menschheit los zu lassen, und da die Industrie das etwas anders sah, hab ich die Titel einfach selbst auf CD gebrannt und an den Funk verteilt. Ich hätte bestimmt weiter Titel gemacht, aber als dann 97 der Erfolg von SASH! losging, hatte ich für nichts anderes mehr Zeit.

IWS-Team: Ziemlich erfolgreich war der "NDW Hit-Mix", von Dir zusammengestellt und gemischt - er hielt sich mehrere Wochen in den Charts. Wie kam es zu dieser erfolgreichen Arbeit.

Peter Hubert: Ich hatte aus der "NDD-Phase" einen guten Draht zu Marco Sumfleth von der Polydor (übrigens auch nicht mehr dabei, soweit mir bekannt ist - wirklich Schade -), ein wirklich fähiger und kreativer Kopf. Und er stand schon immer auf NDW und wollte immer wieder etwas in diese Richtung machen und hat es in der Firma durchgedrückt. Ich habe dann den Rest erledigt.

IWS-Team: 2002 hattest Du mit Jürgen aus dem "Big Brother"-Haus und einigen NDW-Kollegen den kleinen Hit "Geile Zeiten". Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Peter Hubert: Auch wieder durch Marco Sumfleth. Er hatte Jürgen auf seinem Label unter Vertrag. Ich war erst sehr skeptisch, aber nachdem ich den Titel gehört hatte und Jürgen als sehr netten und normalen Menschen kennen gelernt hatte, war ich dabei.

IWS-Team: Im Zuge des 80er Jahre Revivals hört man ja wieder einiges von den ehemaligen NDW-Stars. Wie findest Du die neuen Sachen u.a. von Peter Schilling, Joachim Witt oder Geier Sturzflug? Verfolgt man die musikalische Laufbahn der ehemaligen NDW-Kollegen?

Peter Hubert: Da ich sehr musikbegeistert bin, höre ich mir natürlich auch die neuen Sachen der "Kollegen" an
und verfolge deren Karriere. Für Joachim hat es mich sehr gefreut, dass er diesen Erfolg damals mit "Die Flut" hatte, da ich ihn sehr mag. Er ist ein sehr gerader und ehrlicher Mensch. Mit Geier verbindet mich eine Freundschaft, da wir die gleiche Wellenlänge haben. Ich wünsche ihnen viel Erfolg mit ihren neuen Sachen, auch wenn es in der heutigen Zeit sehr, sehr schwer für neue deutschsprachige Titel ist.


IWS-Team: Hast Du noch Kontakt zu Deinen Ex-Kollegen von "UKW" - sind einige noch musikalisch Aktiv?

Peter Hubert: Ich habe - bis auf Andreas Koch - nur noch sehr sporadischen Kontakt zu den anderen. Soweit ich weiß, machen noch alle Musik.

IWS-Team: Nun stehst Du seit einigen Jahren wieder auf der Bühne, von "UKW" sind diverse "Best Of" Alben erschienen. Was kann man in Zukunft von Dir, bzw. UKW noch erwarten? Du hast ja einen neuen Titel in Vorbereitung - kannst Du uns was darüber berichten?

Peter Hubert: Ich werde natürlich weiter auf der Bühne sein mit den UKW-Titeln (solange man mich noch will....), will aber verstärkt neue Titel aufnehmen und veröffentlichen. Der erste kommt in den nächsten Wochen und das natürlich unter meinem eigenen Künstlernamen "HUPPERTZ" (übrigens mein Mädchenname.......). Mehr verrate ich noch nicht.

IWS-Team: Du bist ja nun lange im Musikgeschäft dabei, warum sind Deiner Meinung die deutschsprachigen Musiktitel im Pop/Rockbereich derart ins Hintertreffen geraten? Im Radio läuft ja nur noch das gleiche englische Gedudel.

Peter Hubert: Das ist ja nun keine neue Entwicklung. Es hat bei unseren Tonträgerfirmen nie ein wirklich starkes Interesse an deutschsprachiger Musik gegeben. Repertoirepflege hat nie stattgefunden. Wer nicht schnell erfolgreich war, wurde - in der Regel - schnell wieder fallengelassen. Grönemeyer hatte schon drei Alben veröffentlicht, bevor er mit "Bochum" den Durchbruch schaffte. Das war die Ausnahme und in den frühen 80ern ("Bochum" wurde dann allerdings auch bei einer anderen Firma veröffentlicht...) Heute ist das nicht mehr möglich. Und es wird noch schlimmer kommen, da die Majors in Zukunft nur noch "Global Player" fördern wollen, also in erster Linie US & englische Künstler. Beim Radio, speziell privaten und dadurch kommerziellen Radio ist man der Ansicht, dass deutschsprachige Texte in der Regel den Programmfluss unterbrechen, weil die Zuhörer automatisch mehr auf den Text achten (--und sie sollen doch auf die Werbung achten!!!). Zudem spielen sie kaum neue Titel, sondern nur Hits. Und die öffentlich-rechtlichen Radio- und Fernsehprogramme haben sich dem angepasst, da auch sie ängstlich auf die Einschaltquote schielen.

IWS-Team: Was für aktuelle Gruppen aus Deutschland gehören zu Deinem persönlichen Favoritenkreis?

Peter Hubert: Die Ärzte (haben immer noch den größten Unterhaltungswert), Die Toten Hosen (haben den zweitgrößten Unterhaltungswert), Wir sind Helden (haben die z.Zt. besten Texte), Mia (hat am meisten Biss), 2raumwohnung (Elektronik und deutsche Texte - ät iz bäst), Rosenstolz (klasse Popmusik), Rammstein (sehr deutsch und schön laut dazu), Witt (weil auch ich Wagner mag), Grönemeyer (tolle Musik, ergreifende Texte, unverwechselbare Stimme) und HUPPERTZ natürlich, aber den kennt noch keiner!

IWS-Team: Zum Ende noch ein Wort zur "Neuen Deutschen Welle" allgemein. Wieso kam nach diesen epochalen Anfangserfolg schon nach 2 Jahren das absolute aus? Was waren aus dieser Zeit Deine musikalischen "Highlights"?

Peter Hubert: Auch damals hat schon in erster Linie die Industrie versagt. Erst alles ablehnen und dann jeden Schrott einkaufen! Also auch damals schon keine Künstler- und Repertoirepflege (auch wir hätten die dringend benötigt, da wir wahrlich noch nicht auf der Höhe unseres Könnens waren.....). Die Medien und das Publikum haben sich dann natürlich mit Grausen abgewandt.

IWS-Team: Peter, wir danken Dir für das Gespräch und wünschen Dir weiterhin viel Glück und Erfolg mit Deiner Arbeit. Wenn Du noch was loswerden möchtest, hast Du jetzt Gelegenheit dazu.

Peter Hubert: Vielen Dank für die Einladung zum Interview, habt weiter alle Spaß an der Musik, bleibt flexibel und wachsam und kauft CD's (nicht brennen oder downloaden) möglichst von kleinen Labels, egal woher sie kommen!!!

 
 

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