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Ein Gespräch mit Dibo Bonkowski,
Sänger von Revier Express
die 1983 mit "Himmelsrock" für Aufsehen sorgten

 
 

Hallo Dibo! Auch nach 20 Jahren ist Revier Express mit dem genialen "Himmelsrock" nicht vergessen. Was geht in Dir vor, wenn Du nach so langer Zeit noch auf diese Geschichte angesprochen wirst?

Dibo: Also Hallo erstmal! Ist schon geil zu wissen, dass es nach dieser langen Zeit immer noch Fans dieser Mucke gibt. Vor allem dass es sich nicht nur um " Grauschläfen " so um die 50 handelt wie ich einer bin.

Vor "Revier Express" hast Du ja schon in den Siebzigern mit einigen Freunden in der Heavy-Metal Band "Subway" gespielt. Wie kamst Du zu dieser Musik und in welchem Rahmen habt ihr gespielt. Gab es auch Veröffentlichungen der Gruppe? Hatte es Dich zu dieser Zeit nie mal "gejuckt" deutschsprachige Musik zu machen?

Dibo: Zu der Musik von "Subway" kam ich, weil ich 1975 mit meinem Kumpel Eberhardt Kühn die Band gründete. Wir wahren Hard Rock Fans der alten Schule und standen auf Bands wie "Deep Purple" usw. Veröffentlichung in Form von Tonträgern gibt es leider nicht. Wir sind zwar getourt was das Zeig hielt, aber den einzigen Achtungserfolg hatten wir als wir 1981 den zweiten Platz des Sound & Musik Nachwuchs Festivals in der Essener Grugahalle belegten. Mit der Deutschen Sprache war es so eine Sache. Deutsch war gleich Schlager, und wer wollte mit 20 Jahren schon Schlager machen? War einfach uncool. Obwohl mich Deutsche Texte schon interessierten. Erstens konnte ich keine Englischen Texte schreiben und zweiten gab es in der Muttersprache genug zu erzählen. Der Anstoß für mich Deutsche Texte zu schreiben und zu vertonen war "Marion aus Pinneberg" von Westernhagen.

Ihr habt ja lange Jahre "Subway" gemacht, dann brach die neue deutsche Fröhlichkeit über Deutschland, plötzlich konnte man mit einfachsten Methoden und deutschen Texten Erfolg haben - das musikalische Können war ja gar nicht mehr so wichtig. Wie hast Du das verfolgt und wie und wann kamst Du dann zu dem Entschluss "Subway" aufzugeben um in der sogenannten "Welle" mitzumischen? Hattest Du auch persönliche Favoriten der NDW?

Dibo: Ich wunderte mich schon als es losging mit der NDW. Aber als "Trio" mit "Dadada" einen Welthit landeten war der Zeitpunkt gekommen als ich meine gesammelten Deutschen Texte ausgrub. Als mein persönlichen Favoriten von damals würde ich "Nena" mit "Nur geträumt" und "Spliff" mit "Carbonara" zählen. Da war mir klar: Deutsche Texte können auch rocken. Ich bin aber nicht der Meinung, dass musikalisches Können nicht so wichtig war. (Vielleicht manchmal).

Woher kommt der Name "Revier-Express" und wer waren Deine ersten Mitstreiter. Wie müssen wir uns die Gründung vorstellen? Hast Du Dich hingesetzt, auf den Tisch geklopft und gesagt. "Jetzt reicht`s. Wir müssen was anderes machen" und hast dann den Titel "Himmelsrock" geschrieben?

Dibo: Mit Tisch klopfen war nicht. Band Kollege Hartmut Maier besaß eine 4 Kanal Bandmaschine und diverses Midi Gezumpel. Den Himmelsrock als Text gab es zu dem Zeitpunkt schon. Den haben mein Freund Uwe Kirchberg (Der hat es tierisch drauf ironische Texte zu verfassen) und ich schon bei mancher Fete zur Gitarre zum Besten gegeben. Also nahmen wir im stillen Kämmerlein ein Demo mit Midi. Drums und Gitarre auf. Als Gitarristen konnten wir Thomas Erkelenz einen Freund von Hartmut Maier gewinnen. Und ab ging der Himmelsrock.

Mit dem Titel "Himmelsrock" seid ihr ja zu dieser Zeit bei den Plattenfirmen vor offene Türen gelaufen. CBS waren ja dann die "Glücklichen". Waren noch andere Labels im Gespräch und was hat den Ausschlag für CBS gegeben.

Dibo: Du wirst es nicht glauben, aber dass erste Schweinedemo ging an die CBS und die wollten den Titel sofort machen. Als Produzenten gab man uns Peter Hauke in dessen Studio in Frankfurt wir den Titel dann aufnahmen (war ein bekannter Mann: "Maffay", "Supermax", usw.).

Dann ging es ja Schlag auf Schlag. Die Single "Himmelsrock" schlug ja wirklich gut ein. Wie hast Du von diesem Erfolg erfahren - hattest Du damit gerechnet?

Dibo: Hatte es natürlich erhofft dass der Himmelsrock abgeht. Sah ja anfänglich auch gut aus. Was die Verkaufszahlen angingen hielt die Plattenfirma uns auf dem Laufenden.

Seltsamerweise gelang trotz gutem Verkauf (um die 70.000 Einheiten) kein Charteinstieg - aber trotzdem wart ihr in aller Munde. Sogar in einigen Fernsehshows war "Revier-Express" zu sehen. Dann kam das Radio-Aus. Der Titel "Himmelsrock" handelt ja von einem Toten, der in den Himmel kommt um dort mit allen Party zu machen, allerdings waren den Rundfunkräten wohl die Textzeilen "...man sieht wie die Englein sich lieben und saufen ..." oder "die Götter sind besoffen, der Olymp ist vollgekotzt" etwas zu extrem, eigentlich lächerlich. Aber nun war der Titel für den Rundfunk zensiert. Das hat Euch wahrscheinlich das Genick gebrochen. Wer hatte da die Hände im Spiel und wieso wurde nicht der Text geändert?

Dibo: Also das mit den TV Sendungen stimmt nicht. Wir wahren zwar gebucht für die Sendung WWF-Club mit Jürgen von der Lippe bei dem Sender WDR, aber dieser Gig kam nie zu Stande, weil uns die Zensur dazwischen funkte. Die kam von der Kirche, die wohl bei den öffentlich Rechtlichen ein Wörtchen mitredet. Außerdem saß in dem Gremium auch Harald Schmidt, der wohl heute beim Biss seiner Sendung nicht so empfindlich urteilen würde. Text ändern war nicht, dann wäre der Witz im Arsch.

CBS versuchte nun durch Veröffentlichung der zweiten Single "Johnny Maier", bei der ja nur von der ersten Single die Seiten getauscht wurden, zu retten was zu retten ist. Kam der Titel "Johnny Maier", der ja auch ein Ohrwurm ist, noch zu nennenswerten Airplay-Einsätzen?

Dibo: Nein! Das klappte nicht. Ob neues oder altes Cover, die Leute sprachen vom Himmelsrock. Denen war der Text auch nicht zu gewagt. Die haben halt den Humor verstanden.

Ihr hattet ja zu dieser Zeit viele Live-Auftritte, das heißt es müssen ja noch einige Titel vorhanden gewesen sein. Nach dem Achtungserfolg hätte man doch gleich nachlegen müssen! Es heißt, ihr hättet Euch innerhalb der Kapelle nicht auf einen zukünftigen Stil einigen können und daraufhin wurde die Zusammenarbeit mit CBS beendet. Was war passiert?

Dibo: Irgendwie hatten Hartmut und Thomas den Nackenschlag der Zensur nicht verkraftet und wollten, wie sie sagten, "richtige Musik" machen. Das war aber nicht das, was die CBS wollte. Und aus war der Traum.

Du hast die Gruppe aber nicht aufgelöst, sondern mit neuen Mitstreitern weiterhin viele Live-Auftritte gehabt. Parallel dazu hast Du an neuen Stücken gearbeitet und versucht eine neue Plattenfirma zu finden. 1985 war es dann soweit, mit "Schnall Dich an" erschien bei Ariola die neue Single. Dabei habt ihr allerdings wertvolle Zeit verloren, die "NDW" und damit die Nachfrage an deutschsprachiger Musik war am verebben. Ihr konntet bei einigen lokalen Radiosendern noch einige vordere Plätze in den Hörer-Hitparaden belegen, aber der nationale Durchbruch gelang erneut nicht.

Dibo: Du hast Recht. Ich habe neue Titel geschrieben und mit neuen Leuten von vorne angefangen. Am Bass kam Freund Max Kolodzey (Subway) dazu, mit Axel Kisker konnte ich einen guten Guitarrero ergattern. Am Schlagzeug kam Nicki Vorwerk dazu und die Keyboards bediente fortan Andre Etzold. Endlich konnten wir auch Live spielen. Aber als die zweite Schnall dich an erschien (1985), war der Deutsche Zug leider abgefahren.

Du hast dann ein eigenes Studio gehabt und warst selbst als Produzent tätig. Da du ja immer berufstätig geblieben bist und die Musik nur nebenher betrieben hast, wurde die Zeit natürlich knapp. Auf Grund der geringen Nachfrage an deutschsprachiger Musik habt ihr das Projekt "Revier Express" dann langsam ausklingen lassen. Wann war der letzte Auftritt von Revier Express? Hattest Du in der ganzen Zeit bis heute nicht mal den Gedanken, "Revier Express" wieder aufleben zu lassen?

Dibo: Der Gedanke den Express wieder aufleben zu lassen kam schon gelegentlich. Vor allem, weil ich zu allen alten Band Kollegen noch heute privaten Kontakt habe. Man trifft sich gelegentlich zum gemütlichen Futtern am Kamin bei mir J. Aber wie es nun mal so ist, die "alten Herren" sind gemütlicher geworden und jeder von uns hat mit Job und Familie seine eigenen kleinen Sorgen. Die Freizeit bleibt dann teilweise auf der Strecke. Außerdem habe ich bis 1993 noch mein Studio betrieben. Und wie du schon erwähnt hast, immer nebenberuflich, so dass der Tag für mich mit Job und Studio voll ausgeschöpft war. Den letzten Auftritt von Revier Express kann ich dir nicht genau nennen. Wir sind 1985 mit der zweiten Single noch Promotion mäßig unterwegs gewesen, und ich würde sagen Ende 1986 ist die Band dann langsam eingeschlafen. Zur gleichen Zeit eröffnete ich mein Studio.

Noch mal zurück ins erfolgreiche Jahr 1983. Ihr hattet je einige Auftritte unter anderen mit Geier Sturzflug und Herne 3. Was ist Dir dabei in Erinnerung geblieben.

Dibo: Der Traum eines jeden Musikers, dass die Leute deine Musik mögen. Und ich sage dir, es läuft mir noch heute kalt den Rücken runter, wenn ich an die Hallen denke, in denen wir 1983 spielten und 5000-7000 Leute den Himmelsrock mitgrölten das die Halle bebte. Geiler geht's nicht.

Als dann "Revier Express" auslief warst Du ja weiter musikalisch tätig. Du hast junge Musiker produziert. Erzähl mal von dieser Zeit. War auch ein kleiner Hit dabei?

Dibo: In der Zeit von 1986 bis 1993 habe ich in meinem Studio viele junge Bands produziert und auch Auftragsproduktionen gemacht. Aber der große Hit ist ausgeblieben. Lediglich eine Sache war erfolgreich. Ich machte eine Auftragsproduktion mit dem Rapper "Sidney Fresh", der alle seine Stücke bei mir aufnahm. Einer dieser Titel "The Party just begun" wurde dann von einem Holländischen DJ gekupfert. Dieser machte dann "I can stand it" daraus. Und der erste Hit von "twenty 4 seven" war geboren. Die waren mit dem Song in 17 Ländern Nr. 1. Die echten Urheber sind aber noch zu ihrem Recht gekommen, da die Verlage sich glücklich einigten.

Da du ja nie die Rechte an Deinen Titel verkauft hast, bist Du heute in der glücklichen Lage selbst zu bestimmen, was mit Deinen Titeln passiert. Wie Du mir in einem Vorgespräch sagtest, planst Du eine CD mit allen Aufnahmen aus der "Revier Express" - Zeit, darunter die Maxi-Versionen sowie einige Demo-Titel. Wie weit bist Du mit der Planung und wann ist mit der CD zu rechnen.

Dibo: Ja! Eine Revier Express Homepage ist in Arbeit. Bin aber da auf die Hilfe eines Freundes angewiesen, da ich von dieser Sache keinen Plan habe. Dort werde ich dann die Titel zum anhören bereitstellen, die ich auf die CD packen werde. Es werden außer den 4 Titeln die es ja auf Platte gab, noch 4 andere Titel geben, die von den alten Revier Expresslern 1985 eingespielt wurden. Als Bonus werde ich noch einige Demos beifügen, die nie zu Ende produziert wurden. Je nach Nachfrage werde ich die CD pressen lassen oder sie in Heimarbeit herstellen. Ich hoffe die Seite wird zum Jahresanfang fertig sein.

Wie siehst Du im nach hinein als Musiker die "Neue deutsche Welle"? Warum ist Deiner Meinung nach die deutschsprachige Musik heute so ins Hintertreffen gelangt. Wenn man in die Charts schaut oder Radio hört ist ein deutschsprachiger Musiktitel ja eher die Ausnahme. Was hörst Du heute so für Musik und beobachtest Du noch die deutschsprachige Szene?

Dibo: Natürlich beobachte ich die Szene noch. Und nach Jahren der Rapperei glaube ich eine kleine Wende wahr zunehmen. Die "alte Nena" hat wieder Erfolg, die Band "Wir sind Helden" hören sich fast an wie NDW. Auch "Glashaus" hat die Akzeptanz der Medien erhalten. Außerdem haben "Mia", "Ayman" und natürlich "die Hosen" und "die Ärzte" ihren festen Platz.

Dibo, ich danke Dir für das Interview und hoffe auf ein baldiges Erscheinen der CD. Möchtest Du noch was loswerden?

Dibo: Ja…!! Ich möchte allen Musikern raten, bei ihren Wurzeln zu bleiben. Auch die Deutsche Sprache eignet sich hervorragend zum rocken und grooven. Und was die Akzeptanz angeht, kann ich nur sagen, dass mein 16 jähriger Sohn neben "Limp Bizkit", "Puddle of Mud" und "Metallica" auch "Die Ärzte", "die Toten Hosen" und "Wir sind Helden" geil findet. Hauptsache die Mucke ist geil. So…nun hoffe ich das meine Homepage bald fertig wird und ich viele Revier Express Freaks darauf begrüßen kann.

Bis bald, euer Dibo.
Ewig ist der Himmelsrock!!
 


Vielen Dank an Dibo für das Interview vom 31.10.2003!
  

   
 

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