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Heute vor knapp 20 Jahren hat Niko fast die "TOP 20" in Deutschland geknackt!
Ein passender Zeitpunkt um Ralf Roder mal über diese Zeit,
sowie was vor und nach Niko noch so geschah, auszufragen.

 
 

Über Deine musikalische Vergangenheit vor "Niko" ist ja bis zum völlig überraschenden Charteinstieg im September 1983 eigentlich so gut wie gar nichts bekannt. Du sollst in verschiedenen Tanzbands mitgewirkt haben...

Ralf Roder: Ich war viele Jahre Alleinunterhalter (Orgel, Gesang) und habe auf Hochzeiten, Jubiläen, Firmenfesten usw. gespielt. Nebenher habe ich auch in einigen Bands als Keyboarder und Sänger mitgewirkt, die in Diskotheken und ebenfalls auf diversen Veranstaltungen gespielt haben.

Was bestimmt viele interessiert; wie kamst Du überhaupt zu Deinem Namen "Niko" und zu Deinem ersten Plattenvertrag?

Ralf Roder: Eine etwas längere Geschichte! Ich habe mit ca. 17 Jahren angefangen zu Komponieren. Meine Vorbilder damals waren, und sind es bis heute, Udo Jürgens und Elton John. Meine Songs habe ich auf diversen Talentshows live am Flügel vorgestellt und erreichte nicht selten einen Platz unter den ersten Dreien. Irgendwann hatte ich eine ganze Reihe schöner Titel geschrieben und die "besten" in einem kleinen Studio mit befreundeten Musikern aufgenommen. Diese Demoaufnahmen verschickte ich dann an einige Verlage und Schallplattenfirmen. Der Verlag Sound-Around meldete sich bei mir, fand meine "Werke" klasse, wollte aber etwas fetzigeres mit mir machen. Ich schrieb also einige neue Nummern, von denen auch einige produziert, aber nicht veröffentlicht wurden. Eines Tages "klimperte" mir Peter Moorlampen (Howard O'Melley) von Sound-Around ein paar Akkorde auf seinem alten Klavier vor und "sang" dazu eine Melodie mit dem Text: "Dann liegen wir zwei so Hand in Hand am weißen Strand von Helgoland". Die Melodie klang verdammt nach "Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt ..." von Geier Sturzflug, was ich ihm auch spontan sagte. Die Zeile jedoch "Am weißen Strand von Helgoland" fand ich witzig, nahm also den Text mit zu mir nach Hause und komponierte die von Herrn Moorlampen interpretierte Melodie um, schrieb einen Vers dazu, arrangierte den Titel, nahm ihn auf und sang ihn ein! Mein "Werk" präsentierte ich dann einige Tage später den Gebrüder Moorlampen, die völlig "aus dem Häuschen" waren! Kurzum waren wir einige Zeit später in den EMI-Studios am Maarweg in Köln. Dort spielte ich alle Instrumente (es gab noch keine Sequenzer) selbst per Hand ein. Alle meine Ideen und auch mein komplettes Arrangement mit den bekannten Melodienteilen aus "La Paloma", "Aloha He" und dem "River Kwai Marsch", die später sicherlich auch zum "Hit" beigetragen haben und die sich bereits auf meinem Demo befanden, wurden 1 zu 1 umgesetzt! Schließlich sang ich den Titel mit stark "verstellter" Stimme (ich bin eigentlich Bariton) ein! Das Kind brauchte natürlich noch einen Namen. Und da gerade "Nena" super erfolgreich war und die auch einen kurzen, knappen Namen hatte, wurde ich von den Moorlampen`s kurzerhand "Niko" genannt!

Im August 1983 konntest Du gleich Deine erste Single in "Vorsicht Musik" (ein Ausschnitt daraus ist auf der DVD "Made in Germany" zu bewundern) präsentieren - kurz darauf begann der "Presserummel" - am 12.09. bereits der Charteinstieg, insgesamt 12 Wochen lang, Höchstposition 21. Also knapp an den TOP 20 gescheitert. Sogar zwei Wochen in den "Bravo-Leser-Charts"! Wie hast Du von diesem Erfolg erfahren und wie hat das Dein Leben verändert...

Ralf Roder: Der Chartseinstieg und der somit feststehende Auftritt bei Dieter Thomas Heck in seiner ZDF-Hitparade wurde mir per Telefon mitgeteilt. Mein Leben hat sich nur in sofern geändert, als dass ich einige Zeit oft unterwegs war. Ich hatte zahlreiche TV- und Rundfunk-Sendungen. Auftritte, bei denen ich Geld verdienen konnte, hatte ich kaum. Ich hatte seinerzeit, neben einem sehr langfristigen Künstlervertrag auch einen ebenso langfristigen Autoren- und Management-Vertrag bei Sound-Around unterschrieben. Da die Herren aber, genau wie ich, echte Greenhorns in dieser Branche waren, passierte hier nicht viel. Meine Miete konnte ich nicht von den Erlösen des Erfolges bezahlen. Ich machte zunächst weiter Tanzmusik als Alleinunterhalter und gab Orgelunterricht. Also änderte sich wirklich reichlich wenig!

Zu dieser Zeit hast Du ja in Köln studiert - hast Du da nach dem Erfolg eine Pause eingelegt oder hast Du Dein Studium durchgezogen?

Ralf Roder: Mein Musik- und Sportpädagogikstudium hab' ich an den Nagel gehängt. Der Grund war aber nicht unbedingt nur die Musikbranche, sondern eher die Feststellung, dass ich kein Lehrer werden wollte, der sich jeden Tag mit Lehrplänen beschäftigen musste, die er nicht für sinnvoll hielt. Ich gab seinerzeit Orgel- und Klavierunterricht! Das machte mir Spaß, da ich mit dem einzelnen Schüler beschäftigt war und so wirklich individuell auf diesen eingehen konnte.

Nach diesem Erfolg erschien 1984 Deine zweite SL "Hey Ho Hey - ich bin der König", auch ein schöner Pop-Titel. Leider war zu diesem Zeitpunkt die Welle schon am versiegen und die deutsche Sprache nicht mehr "in". So konntest Du leider keinen Erfolg mehr nachlegen. Im nachhinein kann man sagen, Du bist ein Jahr zu spät gestartet...

Ralf Roder: Kann man so sehen! Ich habe damals, wie schon oben erwähnt, Songs geschrieben und auch für meine zweite Niko-Single "Angebote" gemacht! Die Titel gingen eher in die Richtung "peppiger Schlager", als in die der am abklingenden "neuen deutscher Welle", wurden aber von meinem Produzenten abgelehnt. Der "König-Titel" wurde mir zum Verhängnis, weil viele Leute nun dachten, "hey, jetzt hat der einen kleinen Hit gehabt und bezeichnet sich schon als König". War nicht gut die Nummer!

Von "Live-Auftritten" ist mir auch so gut wie nichts bekannt. Hast Du zur NDW-Zeit auf Festivals gespielt? Was ist Dir in Erinnerung geblieben?

Ralf Roder: Ich habe bei einigen Veranstaltungen mitgewirkt, die von den Rundfunksendern ausgerichtet wurden. Live gab's leider nicht viele, wie schon oben erwähnt!

Als Anfang der 80er die NDW so richtig aufkam, warst Du ja auch so im Disco-Alter und noch nicht selbst ein "Wellenreiter". Wie empfandest Du die neue deutsche Fröhlichkeit? Was waren Deine Favoriten? Hattest Du die Entstehung aus dem Untergrund mit Gruppen wie "FSK", "Der Plan" und "Fehlfarben" verfolgt? Du gehörtest ja neben IXI, Markus, Hubert KaH und KIZ eher zum "gute Laune Pop"-Flügel der Welle - wie empfandest Du diese Verpackung und Vereinnahmung durch die NDW, die ja bald durch die ungebremste Kommerzialisierung und Überschwemmung der Labels zum schnellen Ende führte.

Ralf Roder: Die Entstehung aus dem Untergrund, wie Du sagst, habe ich nicht wirklich verfolgt. Ob Du es glaubst oder nicht, ich habe Udo Jürgens gehört und konnte mich auch für Heavy Metal begeistern. Die NDW hat mich eigentlich nie so richtig interessiert. Ich hoffte hiermit lediglich den Einstieg in die Branche zu bekommen. Richtig wohl war mir nicht bei dem, was ich da damals gemacht habe. Viele meiner "Kunden", für die ich auf Veranstaltungen "seriöse Musik" im "schicken Smoking" spielte, schüttelten nur den Kopf darüber! Aber Schwamm drüber. Ne lustige Zeit war's allemal!

Nach dem mangelnden Erfolg der zweiten Single endete die Zusammenarbeit mit Deinem Produzenten "Howard O`Melley". Soweit ich weiß sind diese zwei Singles die einzigen Veröffentlichungen aus dieser Zeit. Auf einem NDW-Sampler der 90er Jahre taucht dann doch noch ein Titel von 1983 auf: "Ich entführe Dich". Habt ihr damals noch weitere Titel eingespielt - war ev. sogar eine ganze LP geplant und wurde auf die VÖ auf Grund des Abebbens der Welle verzichtet?

Ralf Roder: Die Zusammenarbeit mit "Howard Franz Peter O'Melley Moorlampen" endete aus oben genannten Gründen. Ich hatte mich seinerzeit komplett "verkauft". Wäre ich damals cleverer oder besser beraten gewesen, hätte ICH heute das Häuschen in Südfrankreich und nicht der Moorlampen`s Franz-Peter! Der Titel "Ich entführe Dich" ist lediglich "anproduziert" worden. Ein Album war nie geplant!

1985 hast Du dann unter "Niko Roder" eine weitere SL "Auf und davon (für immer)" veröffentlicht. Leider auch ohne Erfolg. Erstmals erscheinst Du als Texter und Komponist. Der Titel "Auf und davon" schließt an Deine früheren Titel an und geht auch gut ins Ohr. Wie kam es zu diesem weiteren Versuch?

Ralf Roder: Ich schrieb ja damals ständig Songs. Die B-Seite der ersten Single von Kristina Bach beispielsweise, die auch damals bei Sound-Around war (übrigens von einem damaligen Freund auf einer Talentshow entdeckt und nie dafür "entlohnt") war eine Komposition von mir. Nachdem ich endlich aus diesen elenden Knebelverträgen herausgekommen bin, versuchte ich es "auf eigene Faust" und kam bei der Teldec in Hamburg unter. Kurze Zeit später veröffentlichte ich drei englischsprachige Singles unter dem Pseudonym "Prime Time" mit beachtlichem Erfolg in der Disco-Szene und in Frankreich (Top 40). Die zweite dieser Projektsingles schrieb ich übrigens mit dem heutigen Produzenten und Schreiber von DJ Bobo Axel Breitung. Nach der dritten Single, die auch wieder "tödlich" floppte, ging ich ins "normale Leben" zurück, lernte meine Frau kennen und wurde Werbekaufmann im Betrieb meines damaligen Schwiegervaters.

Das nächste musikalische Lebenszeichen ließ lange auf sich warten. 1990 erscheint passend zum Revival der NDW eine weitere SL "Einmal um die große weite Welt" und als B-Seite eine Neuauflage des alten Hit`s "Helgoland 90". Wie kam es noch so langer Zeit zu einer erneuten VÖ als Niko?

Ralf Roder: Ich bot Ulli Moorlampen, dem Bruder des Franz-Peter ("Howard O'Melley"), immer mal wieder Songs für seine Interpreten an und hatte somit hin und wieder Kontakt. Ullis Idee war irgendwann "Helgoland" neu zu machen und nochmals auf den Markt zu bringen. B-Seite sollte mein Titel "Einmal um die große, weite Welt" werden, den wir Jahre vorher mal aufgenommen hatten. Unter der Voraussetzung, dass mein Titel B-Seite wird, habe ich zugestimmt. Die Schallplattenfirma sah allerdings diesen als wesentlich stärker an und somit wurden "die Seiten gewechselt"!

Bist Du im Zuge der immer wieder mal aufkommenden "NDW-Revival" Partys auch mal hier und da, wie viele andere Künstler aus dieser Zeit auch, aufgetreten?

Ralf Roder: Nein! Ich bin auch ehrlich gesagt nur selten darauf angesprochen worden. "Helgoland" lief zwar ganz gut, war aber nie ein Kracher wie "Ich will Spaß", "Völlig losgelöst" oder "Sternenhimmel".

Heute bist Du auch als Komponist für verschiedene Künstler (u.a. Bernhard Brink, BB Jürgen) tätig - zuletzt mit dem kleinen Hit von "Modern System feat. Lotto King Karl" und dem Titel "Nichts als dem Wahrheit". Für die Zukunft wird das bedeuten, das wir noch viele Melodien von Dir hören werden, ohne es zu wissen...

Ralf Roder: Nach meiner "Kariere" als Werbekaufmann mache ich seit ca. 2 Jahren wieder professionell Musik und arbeite als Komponist. Ich komponiere und produziere Kürmusik für Dressurreiter und schreibe deutschsprachige Popmusik. Interpreten wie Roland Kaiser, Olaf Henning, Die Paldauer, Bernhard Brink, BB Jürgen, N.ETT u.a. haben bereits meine Songs interpretiert und veröffentlicht. (oder werden sie veröffentlichen, je nachdem wann dieses Interview erscheinen wird ;-))

Was ist in den Jahren geschehen, als man nichts mehr von Dir hörte? Hast Du Dich wieder ins bürgerliche Leben zurückgezogen oder warst Du weiter in der Musikszene tätig?

Ralf Roder: Wie gesagt arbeitete ich als Werbekaufmann, zunächst als Angestellter, später selbstständig. Aber der "Ruf der Muse" wurde immer lauter, so dass ich mich dazu entschloss, endlich das zu tun, was ich wirklich kann und auch liebe zu tun. Ich bin halt Mucker!

Hast Du nicht im Rahmen des 80er Jahre-Fiebers mal daran gedacht, Deinen Hit noch mal neu aufzulegen? Wird es vielleicht doch noch mal was von "Niko" zu hören geben?

Ralf Roder: Keine Chance!!

Was sagst Du dazu, nach so vielen Jahren immer noch auf diese Zeit als "Niko" angesprochen zu werden.

Ralf Roder: Im Zuge der ganzen Revivals war mir irgendwie klar, dass das mal kommen musste!

Möchtest Du noch was loswerden oder erzählen?

Ralf Roder: Das Interview hat mir Spaß gemacht, obwohl ich an diese Zeit überwiegend schlechte Erinnerungen habe, gerade was den Umgang mit mir als jungen, unerfahrenen Musiker betrifft. Ich bereue meine Dummheit sehr, nicht mal den Mund aufgemacht zu haben! Denn die Tatsache, dass "Helgoland" zum größten Teil mein geistiges Gut ist und ich trotzdem nicht an diesem Erfolg partizipieren "durfte", bzw. dass man mich nicht daran partizipieren ließ, ist, auch 20 Jahre danach, noch "ein hartes Brot"! Aber ich bin selber Schuld! Ich rate allen jungen, talentierten Künstler äußerst vorsichtig zu sein und darauf zu achten, dass sie nicht derart ausgenutzt und betrogen werden .................................!

Das IWS-Team bedankt sich für das Gespräch und wünscht Dir für die Zukunft alles Gute!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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