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Interview Gruppe Jawoll vom 11.11.1982

Jawoll (Jochen Bien, Kornelia Scholz, Matthias Kutschke, Richard Herberger, Robert Watson-Foster)

   
 

Interview Gruppe Jawoll, 11.11.1982, Radiomitschnitt SFB

Lied Taxi

3.48min

Jawoll sind als Gäste heute bei uns. Der Name ist durch das Fernsehen, durch das Taxi und die witzige Umsetzung in Bananas schnell eingeschlagen. Es ist jetzt an Euch den Erfolg der ersten Single durch die LP zu bekräftigen, die ist jetzt gerade produziert worden. Wie lange gibt es Jawoll schon, was macht Ihr für Musik, was wollt Ihr mit der Musik bezwecken?

MANN EINS: Jawoll gibt es seit anderthalb Jahren, wir mussten aber ein halbes Jahr eine Pause machen weil Kornelia die Sängerin zwei Stimmbandoperationen hatte, und wir jetzt mit der LP doch in eine etwas andere Richtung gegangen sind weil wir jetzt eben ein halbes Jahr Zeit hatten zu komponieren und uns mehr aufeinander einzuspielen. Die LP ist etwas rockiger als sie vielleicht vor einem halben Jahr geworden wäre

5.05min Lied Kotzbrocken

7.38min

Diese Formation Jawoll hat sich jetzt zusammengefunden, so ganz normal, so wie sich Bands in irgendwelchen Schuppen zusammenfinden, oder war das schon etwas das Schielen auf den Trend, der vor anderthalb Jahren schon sichtbar war, also die Neue Deutsche Welle?

MANN ZWEI: das war schon rein zufällig dass wir uns getroffen hatten, also ich kam aus England, hatte wenig Ahnung von der Neuen Deutschen, Welle, hatte vielleicht gerade mal Ideal gehört, wir haben dann einfach angefangen die Stücke zu machen weil sie uns gefallen und nicht weil wir auf den Trend geschielt hätten, wir stehen so auf die Musik

Wie kann man eigentlich diesen typischen Jawoll-Sound umschreiben? Er lebt ja, wenn ich speziell an die erste Erfolgsnummer Taxi denke, von diesem Rhythmus, der ja auch die anderen Nummern auszeichnet, der macht ja doch diesen speziellen Sound.

Kornelia Scholz: Also ich glaube das liegt an Roberts ziemlich englisch eingeschlagener Gitarre, die doch irgendwo von hinten immer wieder durchkommt, also man merkt das ist schon etwas spezielles, das ist nur so ein Gefühl

Das liegt sicher stark an Deiner Stimme, die ja für eine Sängerin in unseren Landen doch sehr apart klingt, sehr extrem, so etwas latschiges hat es ja nicht gegeben

Die gottseidank etwas anders klingt als andere Stimmen

Das klingt sehr gelangweilt, bewusst gelangweilt, etwas genölt

Es sind aber viele Stellen in den Texten die eigentlich ziemlich bewusst genölt werden sollen, damit diese angeätze Langeweile, die Situationen ausdrückt, die einem so durch den Kopf schießen, mit denen man klarkommt aber die einen doch ziemlich anätzen

9.30Min Glimmer

12.45 Min

Bei einigen Nummern gibt es Wechselgesang, Männlein und Weiblein im Duett, ist das auch ein Markenzeichen von Jawoll, zumindest im Moment noch?

MANN EINS: Es ist im Moment bestimmt noch ein Markenzeichen. Aber dass sich Taxi zum Hit entwickelt hat von uns keiner gewusst und keiner daran gedacht, war auch nicht abzusehen. Die Taxinummer ist so entstanden dass Richard der Pianist und Mitsänger im Duett mit Kornelia tatsächlich Taxi gefahren ist, und jeder der schon mal Taxi gefahren ist weiß dass das eigentlich ein langweiliger Job ist. Wir haben uns dann zusammengesetzt und versucht einen Text zum Taxifahren zu schreiben. Wir waren guter Dinge, als wir uns da hingesetzt haben, einen Text zu schreiben der die Traumvision eines Taxifahrers ist. Und dann war die Idee einfach da dass es zwei Leute machen, also wenn ein Taxifahrer eine hübsche Frau in seinem Auto hat, bin ich mir sicher dass er auch einmal darüber nachdenkt ob da nicht etwas klappen kann. Und das war dann die Wechselgesangnummer.

Wir haben dann noch Im Süden gemacht, das auch im Wechselgesang funktioniert, weil wir Spaß an diesem Wechselgesang hatten. Aber es sind 13 Stücke auf der LP, und davon 3 mit Wechselgesang, es ist also nicht so dass wir die deutsche Wechselgesangsband sein wollen.

Kornelia: Es kann schon sein wenn es der Text zulässt, es handelt sich dabei ja wirklich nur um Texte die einen Dialog vorausbestimmen irgendwo, und wenn ein Text es zulässt das es mit Richard einfach toll abgeht sich so zu unterhalten währenddessen, dann kann das gut sein dass weitere Wechselgesangsstücke dabei herauskommen, es hat nichts damit zu tun dass es unser Markenzeichen ist oder nicht

Richard: Es hängt immer von dem Text ab, es kommt der Text zuerst, und wenn das zu einem Wechselgesang passt ist das OK

15.15min: Süden

19.45min

Eine Band soll ja in erster Linie Spaß machen, aber wenn Erfolg kommt, kommt dann schon etwas Erfolgszwang auf. Und zur Zeit ist es ja so, wie schon angedeutet, dass schon viele Bands auf dem Markt sind, gerade mit deutschen Texten und gerade mit der Musik die etwas neuer klingen soll – auch wenn sie das nicht immer tut…

Kornelia: Sorry, also bei uns war das nicht so gedacht dass das so soll, wir haben das gemacht und irgendwann festgestellt dass es anders klingt, oder von den Zuhörern so empfunden wird dass es sich von vielen anderen unterscheidet, also wertfrei, da ist etwas entstanden was so rauskam, das hat nichts damit zu tun dass man sich hinsetzt und überlegt es gibt das und das und das noch nicht, und das was es noch nicht gibt machen wir jetzt

Was habt ihr denn alle vorher gemacht, so jeder einzelne?

Robert: Ich habe in England gespielt, Musik gemacht, also meistens New Wave gemacht, da sind auch englische Wave Einflüsse drin, es ist klar dass da auch neue deutsche Welle Einflüsse irgendwo drin sind, das ist unvermeidlich, aber ich hoffe dass auch von der Musik her so etwas englisches durchkommt, dass es nicht nur diese neue Deutsche Welle Kiste ist, also mehr dahinter steckt

21.20 Min Videoland

24.55 Min

MANN EINS: Ich habe vorher studiert, und amateurmäßig Musik gemacht, das war eigentlich nicht so geplant dass wir voll einsteigen, als sich der Erfolg so eingestellt hat war klar dass wir dabei bleiben

Kornelia: Ich habe lang studiert und eigentlich viel gemacht, das mit der Singerei hat sich für mich rein zufällig ergeben, es ist natürlich toll wenn man schon jahrelang davon träumt in einer Band zu singen und es war nie die Möglichkeit. Und dann tat sich ebenso die Möglichkeit auf einzusteigen, Übungskeller, und war alles ganz prima, und jetzt geht es halt los und man muss eigentlich alles andere vergessen

Ein Stichwort war Erfolgszwang, wenn eine LP produziert werden muss kann man eigentlich schon sagen, denn wenn man eine erfolgreiche Single hat soll eine zweite herauskommen und dann will die Plattenfirma natürlich auch eine LP sehen damit man das Ganze gut verkaufen kann.

Wir wollten auch eine LP sehen

Ihr wolltet auch eine LP sehen. Aber unter Zeitstress habt Ihr nicht gestanden jetzt im Studio?

MANN EINS: Wir haben unter Zeitstress gestanden wie ich gerade schon erwähnt habe dass Kornelia ein halbes Jahr nicht singen konnte, sich da Taxi aber schon zu einem Hit entwickelte und wir viele Angebote hatten, auch tolle Angebote, live aufzutreten, und die Plattenfirma natürlich auch drängelte dass eine LP eingespielt wurde, aber es war einfach nicht möglich etwas zu machen. Der Stress der auf andere Bands zukam, die eine Hitsingle hatten und unbedingt eine LP auf den Markt bringen mussten, der kam von uns nicht von der Plattenfirma oder von sonstigen Leuten, der Stress war eigentlich nur dass wir nicht spielen konnte. Und die LP jetzt, wir haben uns jetzt nicht hingesetzt und versucht uns an Taxi dranzuhängen und nur etwas in diese Richtung zu machen, wir haben versucht verschiedene Elemente hineinzubringen, Rock’n‘Roll und alte Beatsachen. Der Erfolgszwang ist nicht da, wir sind jetzt alle sehr gespannt was passiert.

27.30 Min Marmelade

30.30 Min

Robert: Ja ich meine die Stücke sind auch, schon als Kornelia nicht singen konnte, alle fertig gemacht worden, Kornelia hat dann auch teilweise die Texte gemacht, sie waren dann fertig als Kornelia schon wieder singen konnte

Kornelia: Das war 3 Wochen vor dem Studio, das war schon ein bisschen hart für mich als ich nicht überhaupt wusste was passiert, mein Stimmlehrer meinte wenn es gar nicht anders geht mach mal aber sei halt vorsichtig, das ist natürlich schwierig bei unseren Sachen, weil ich sehr emotional singe, das geht stark auf die Stimmbänder, weil es Schreier gibt die hinten im Hals ablaufen, er warnte mich. Das war ein bißchen stressig, aber das lief so in mir ab, weil ich ständig das Gefühl hatte ich muss auf mich aufpassen. Aber wenn ich mich zusammen reiße, kann ja nichts herauskommen, wenn es dann nicht offen und locker kommt nicht locker bin, das war das einzige das stressig war für mich und die Gruppe, das halbe Jahr warten

Robert: Es hat auch Vorteile, diese Stimme, weil es klingt dann auch dadurch auch sehr heiser

Jetzt ist alles OK mit der Stimme?

Kornelia: Ja ich muss sehr aufpassen, ich muss ganz brav meine Gesangsstunden nehmen, nicht so viel schreien, und wenn es anfängt ein bisschen zu kratzen dann gleich aufhören

Und viel Rauchen?

Ja viel Rauchen

32.10 Min Wir sind toll, jawoll



 
 
Vielen Dank an den Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) Abt. Archive/Dokumentation für die Bereitstellung des Interviews!
  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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