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   Suche: Gruppe "Egotrip" aus Eschweiler
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   Autor  Thema: Suche: Gruppe "Egotrip" aus Eschweiler  (Gelesen 1259 mal)
kilowatt
IWS-Forum Mitglied
***



C U @ the Barricades

   
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Beiträge: 65
Suche: Gruppe "Egotrip" aus Eschweiler
« am: 07/15/09 um 22:51:42 »
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Nur ein Mal habe ich sie gesehen, die Gruppe Egotrip, und zwar am 14.11.1981 bei einem Gig im Jugendheim Eschweiler-Bergrath.
 
Hat jemand Aufnahmen von ihnen?
 
Hier ein Auszug dazu aus meinem Roman-Manuskript "Zeittotschläger":
 
14.11.1981      Egotrip, Jugendheim Eschweiler-Bergrath
 
Im gleichen Jahr gab es da ein Mädchen, Susanne, mit dem ich ging. Ernst hatte sich im Urlaub in ihre Schwester Brigitte verliebt und sie zu Hause Lukas vorgestellt. Fortan ging Brigitte mit Lukas. So lernte ich Susanne kennen. Susanne unterschied sich von anderen Mädchen, die ich kannte, davon, dass sie solo und nicht unhübsch war und nicht zur Szene gehörte. Man konnte nicht gleich alles erwarten. Konnte man also mal versuchen. Es gab dann ein, zwei magische Teenie-Momente im Autoscooter und später, als Lukas (verabredungsgemäß) auf seiner Geburtstagsparty "Albatros" von KARAT auflegte und das Licht löschte. Kurz: Es war die große Verwirrung / das große Elend. Susanne machte eine Lehre als Hauswirtschafterin, ich glaube, recht begabt; ein Mädchen, das eher in der Küche und der Kirche zu finden war, als vor dem Schminkspiegel oder in der Disco. Wir haben selten über irgend etwas gesprochen. Was ich sagte, verstand sie nicht, und was sie sagte, interessierte mich nicht wirklich. Obwohl ich mich bemühte, ernsthaft (schließlich hatte ein Gymnasiast eine solidarische Verpflichtung zur Arbeiterklasse zu haben!). Meist saßen wir stumm zusammen und warteten darauf, zu welchem Spiel uns unsere Gefühle verleiteten. Sehr schüchtern. Ein bisschen Händchenhalten, ein bisschen streicheln, ein bisschen küssen. Mal schauen, was ging. Ich fragte mich, ob das Liebe ist. Superpeinlich der Abend, an dem wir uns im Dunklen zu "Double Fantasy" von LENNON/ONO herumschoben. Weder mochte ich die Musik, noch verstand ich, was ich tat, noch konnte ich ein Gefühl für ihre Bewegungen entwickeln: Ich stand schon wieder neben mir. „Was ich haben will, das krieg ich nicht / und was ich kriegen kann, das gefällt mir nicht. Ich will nicht was ich seh / ich will, was ich erträume.“   Zwischendurch kam ihre Mutter, uns Vanilletee und Kuchen bringen (und nach dem Rechten zu sehen). Um 21 Uhr klingelte dann wie üblich das Telefon. Das war dann meine Mutter, die ebenfalls noch nicht Großmama werden wollte. Zuhause zerstörte ich einiges Porzellan wegen der Überwachungsmethode. Aber jeder Tag pendelte zwischen "Wenigstens ein MÄDCHEN!, mit dem man ging und die pubertären "Minkox" ausglich" und "Ich bin mir nicht sicher, ob ich mit dir nichts versäume."  Wenigstens machte das Küssen mehr Spaß als mit Mareike! Das sah auch der Bademeister und verwies uns der Schwimmhalle.
 
Ich versuchte, meine Begeisterung für die neue Musik auf sie zu übertragen. Die aber war gegen uns: "Ich habe unbändige Lust, so wie ein Schwein zu sein / ich habe unbändige Lust, fies und gemein zu sein", sang F. J. Krüger von IDEAL und dachte es also in mir, wenn ich auf ihrem Bett die Brille, die ich damals noch trug, umständlich / wie zufällig abnahm.
 
An einem windstillen, düstergrauen Samstagnachmittag im November, es war der 14., hatten wir uns ein bisschen gestritten. Wir waren bei mir zu Hause, ich hatte Nussecken gebacken und Veilchentee aufgesetzt. Korbsessel bei Kerzenschein. Mutter kam auffallend oft ins Zimmer (gebügelte Wäsche bringen, Tee nachgießen usw.). Ich langweilte mich. Küssen usw. war dank der mütterlichen Fürsorge nicht drin. Sich was erzählen? Was denn? Interessierten mich die Inhalte ihrer Lehre? Ja, eigentlich schon. War immerhin eine fremde Welt. Ich fragte. Aber sie meinte, da gebe es nichts zu erzählen. Sie lächelte unsicher. Diskutieren? Worüber denn? Weltwirtschaftskrise? Wehrbezirk Helmut Schmidt? Stadtrat? Wer weiß, wo sie politisch stand. Ob sie überhaupt irgendwo stand. Besser nicht erfahren wollen. Denn sich richtig streiten, dass die Fetzen fliegen und sich in einen Hass oder eine Unzufriedenheit hineinsteigern, das lag uns beiden nicht, dazu waren wir zu sehr um Harmonie bemüht (wir hatten uns ja schließlich "lieb"). Und Streit worüber? Doch an jenem Nachmittag hatten wir uns zweifellos gestritten, keine Ahnung, worüber, sicherlich über irgendetwas "Banales", vielleicht über Gott. Ja, richtig: Über Gott. Sie glaubte an ihn, ich zeigte meine antikirchliche Grundhaltung. Da war er plötzlich wieder, dieser Grauschleier, nicht wegzuwaschen. An jenem Abend ging sie in die Kirche, ich ins Punk-Konzert. Nichts verdeutlicht mehr, dass niemals eine Basis für etwas Gemeinsames bestand.
 
Es war einer der folgenreichsten Abende überhaupt. EGOTRIP hatten zwei Schlagzeuger, spielten den kompromisslosesten Punk mit Stoßrichtung New Wave und hatten mit "Präsident Sadat ist erschossen worden" einen Hit. Ihr Spiel war niederwalzend, antreibend wie „Apokalypse“ von FEHLFARBEN, ihr Sound Sirenen in einer Bombennacht. Die WARSAW von Eschweiler. Wir tanzten Endzeitpogo in langen dunklen Wintermänteln und ein Mädchen mit Stiftelfrisur und Rasierklinge am Ohr sprach mich an. Ob man sich nächste Woche in der STÖRUNG 80 sehen würde? Der immer noch gleichmütig nieselnde Regen wusch alle Zweifel der vergangenen Wochen ab, als ich auf dem Heimweg in die Pedale trat.
Es war der endgültige Abschied. „Als wär’s das letzte Mal.“   Ich machte Schluss mit Susanne, mit Gestern, mit Zurückhaltung, mit denen ihre Welt.
« Zuletzt bearbeitet: 07/15/09 um 22:54:46 von kilowatt » gespeichert
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